Bräuche und Glauben im Norden
Die Barrowlands gehören zwar zum Norden, jedoch haben sich durch die Nähe zum Neck und dem Süden einige Bräuche von dort eingeschlichen, die man nicht direkt mit denen des Nordens verbinden würde und andere, die auch weiter nördlich so praktiziert werden.
Allgemeine Bräuche
Gastrecht: Wie überall in Westeros ist auch in den Barrowlands das Gastrecht heilig. Das Gastrecht ist ein heiliges Gesetz der Gastfreundschaft. Sobald ein Gast, egal ob Adeliger oder aus dem gemeinen Volk, vom Essen und den Getränken des Gastgebers an dessen Tafel unter dessen Dach gegessen hat, tritt das Gastrecht in Kraft. Das Gastrecht gilt solange der Gast sich unter dem Dach des Gastgebers befindet. Der Tradition folgend wird dazu Salz und Brot gereicht und Willkommensworte sowie ein Dank ausgesprochen.
Wenn das Recht in Kraft getreten ist, darf weder der Gast dem Gastgeber, noch umgekehrt, für die Dauer des Besuchs etwas antun. Sogar Räuber und Piraten sehen sich an dieses Gesetz gebunden, sofern sie zumindest noch einen Funke Ehre in sich tragen. Ein Lord mit einem offen in seinem Schoß liegenden Schwert gibt das traditionelle Zeichen, dass dieser das Gastrecht verwehrt.
Bruch des Gastrechts gilt als heiliges Vergehen und schweres Verbrechen, das den Zorn der alten und der neuen Götter auf den Brechenden zieht, und gleichzusetzen ist mit Sippen- und Königsmord. Über “kleinere” Vergehen wie eine Schlägerei wird gern mal hinweggesehen oder “mit gleichem vergolten”. Ein Angriff “aufs Blut” oder gar ein Mord jedoch wird streng geahndet.
Ein berühmter Bruch des Gastrechts war die Rote Hochzeit. Tywin Lannisters Bruch des Gastrechts wurde selbst im Süden als abscheulich angesehen, im Norden jedoch als sakrilegisch.
Blutsband: Die Loyalität innerhalb des Familienverbundes ist absolut und wird über alles andere gestellt. Dies wird eindringlich in den Sprichwörtern der Starks verdeutlicht: „Wenn der Schnee fällt und der weiße Wind weht, stirbt der einsame Wolf, aber das Rudel überlebt.“
Ein Vergehen gegen die Familie, insbesondere der Mord an einem Familienmitglied (Blutsmord), gilt als die schlimmste denkbare Sünde. Ein Blutsmörder wird als von den Göttern verflucht betrachtet, ein Zustand, aus dem es keine Erlösung gibt. Dieser Fluch ist nicht nur eine soziale Ächtung, sondern wird als eine göttliche Strafe angesehen, die den Täter und möglicherweise seine Nachkommen heimsuchen wird. Die moralische Verwerflichkeit eines solchen Aktes ist tief in der Kultur des Nordens verwurzelt.
Ebenso strikt werden romantische Liebe und sexuelle Beziehungen zwischen Familienmitgliedern geächtet. Solche Handlungen werden als unnatürlich und widernatürlich betrachtet, ein Verstoß gegen die gottgegebene Ordnung. Den Tätern drohen harsche Strafen, die je nach Stand und Ausmaß des Vergehens variieren können. Im Falle von Adligen kann dies gravierende Konsequenzen nach sich ziehen, die bis zum Königshof gelangen können. Dort werden solche Vergehen mit dem Verlust von Land und Titeln geahndet, was für eine Adelsfamilie den Ruin bedeuten und das Ende ihrer Linie besiegeln kann. Die Einhaltung dieser Normen ist entscheidend für den sozialen Status und die Ehre einer Familie im Norden.
Eid und Worttreue: Treue zu Lehnsherren (z. B. Haus Stark) wird hoch geschätzt, selbst im Angesicht des Todes. Im Norden sind Eide und das gesprochene Wort von größter Bedeutung. Ein einmal gegebener Eid gilt als eine lebenslange, unumstößliche Bindung, die nicht gebrochen werden darf, selbst wenn die Umstände sich ändern oder der Eid schwer zu halten ist.
Daraus folgend ist das Wort eines Mannes im Norden mehr wert als Gold. Ein Versprechen, das gegeben wurde, wird als eine Verpflichtung angesehen, die über materiellen Reichtum oder persönliche Vorteile hinausgeht. Vertrauen ist ein Eckpfeiler der nordischen Gesellschaft, und dieses Vertrauen basiert auf der unbedingten Verlässlichkeit des gesprochenen Wortes. Wer sein Wort bricht, verliert Ansehen und Respekt in der Gemeinschaft.
Ein zentraler Bestandteil des nordischen Ehrenkodex lautet: „Der Mann, der das Urteil fällt, sollte das Schwert führen.“ Dieser Grundsatz, der besonders bei Haus Stark hochgehalten wird, unterstreicht die Notwendigkeit, dass eine Autoritätsperson, die über Leben und Tod entscheidet, auch bereit und fähig sein muss, die Konsequenzen ihrer Entscheidungen persönlich zu tragen und durchzusetzen. Es geht um Verantwortlichkeit und die Bereitschaft, für Gerechtigkeit einzustehen, auch wenn dies körperliche oder moralische Härte erfordert. Diese Haltung unterscheidet den Norden oft von südlicheren Königreichen, wo Urteile häufig von Dritten vollstreckt werden.
Bestattungsriten: Die Bestattungsriten im Norden sind tief in Tradition und dem Glauben an das Jenseits verwurzelt. Im Gegensatz zu vielen anderen Kulturen, in denen die Feuerbestattung eine Rolle spielt, werden Verstorbene hier üblicherweise beigesetzt. Nur in Ausnahmefällen, insbesondere bei der Gefahr von Wiedergängern wird die Leiche verbrannt.
Die Ausrichtung der Gräber ist von großer symbolischer Bedeutung: Die Toten werden stets gen Westen begraben. Diese Himmelsrichtung, in der die Sonne untergeht und die Dunkelheit hereinbricht, symbolisiert die Rückkehr der Seele in die ewige Nacht oder in eine Schattenwelt. Es ist ein Akt des Abschieds vom Licht und der Welt der Lebenden, ein Übergang in das Unbekannte.
In alten Zeiten war es zudem Brauch, den Verstorbenen Beigaben ins Grab zu legen. Dies konnten Münzen, Talismane oder persönliche Gegenstände sein. Diese Rituale spiegeln den tiefen Respekt vor den Toten und den Wunsch wider, ihnen einen friedvollen Übergang in die nächste Existenzebene zu ermöglichen. Sie waren auch Ausdruck der Hoffnung der Lebenden, dass die Götter wohlwollend gestimmt bleiben.
Erziehung und Reife: Im Norden ist die Erziehung von Kindern oft eine Gemeinschaftsangelegenheit, wobei Kinder häufig zusammen mit Kindern anderer Häuser aufwachsen, die dann als „Mündel“ oder „Pflegekinder“ bezeichnet werden. Ein prominentes Beispiel hierfür ist die gemeinsame Erziehung von Ned Stark und Robert Baratheon bei Jon Arryn im Grünen Tal, was die starke Bande und Allianzen zwischen den Häusern unterstreicht.
Jungen werden früh an den Umgang mit Waffen herangeführt, um sie auf ihre zukünftige Rolle als Krieger und Verteidiger vorzubereiten. Mädchen hingegen erlernen Fähigkeiten in der Hausführung, Heilkunde oder Kräuterkunde. Die Flexibilität dieser Regelung im Norden ist jedoch ein bemerkenswerter Unterschied zu anderen Regionen, was möglicherweise auf die rauen Lebensbedingungen und die Notwendigkeit aller Hände zurückzuführen ist.
Rittertum: Obwohl die Barrowlands relativ nah am Süden liegen, hat sich hier der Brauch des Rittertums nie etablieren können, schon allein da offiziell kein Haus dem Glauben der Sieben angehört. So gibt es nur wenige “Sers” in den Reihen der adeligen Häuser, und wenn, so kommen sie meist irgendwo aus dem Süden. Verdiente Krieger der Häuser kommen jedoch Rittern des Südens gleich und werden ebenso geachtet und respektiert.
Mitunter werden diese Kämpfer ebenfalls als Lord (mit Vornamen) angesprochen, ob die Person nun von adeligem Blut ist oder nicht.
Spirtuelle und Religiöse Bräuche
Die alten Götter: Der Glaube im Norden ist tief in den Wäldern und der Natur verwurzelt und unterscheidet sich stark von den organisierten Religionen anderer Reiche. Er ist ein stiller, persönlicher Glaube, der sich um die Verehrung der alten Götter dreht – Geister der Natur, des Landes und der Vorfahren.
Zentren dieses Glaubens sind die uralten Weirwood-Bäume, oft als Herzbäume bezeichnet. Diese majestätischen Bäume sind heilig und werden als direkte Verbindung zu den Göttern angesehen. Ihre blutroten Blätter und die oft in ihre Stämme geschnitzten, wettergegerbten Gesichter verleihen ihnen eine mystische Aura. Diese Gesichter, manchmal als “Augen der Götter” interpretiert, scheinen über die Gläubigen zu wachen und ihre Gebete zu hören. Jeder Herzbaum ist ein Ort der Besinnung und des Gebets, wo die Gläubigen Trost und Führung suchen.
Im Gegensatz zum Glauben der Sieben gibt es im Norden keine prunkvollen Kirchen, Tempel oder eine Priesterschaft. Der Glaube ist nicht an Dogmen oder Rituale gebunden, sondern an eine tiefe, persönliche Verbindung zur Natur und den Elementen. Zeremonien, wie sie in anderen Religionen üblich sind, existieren hier kaum. Gebete werden leise oder schweigend vor dem Herzbaum gesprochen, oft in tiefer Meditation und innerer Einkehr. Es ist ein Glaube, der die Stille schätzt und die Gläubigen ermutigt, nach innen zu schauen und ihre eigene Spiritualität zu finden.
Die Religion im Norden ist untrennbar mit der Natur, dem Schicksal und der Ehre verbunden. Die rauen Landschaften des Nordens formen nicht nur das Überleben der Menschen, sondern auch ihren Glauben. Man glaubt, dass die Götter in den Wäldern, Flüssen und Bergen wohnen und dass das Schicksal eines jeden Individuums von diesen Mächten gelenkt wird. Ehre, Loyalität und Pflicht sind zentrale Tugenden, die aus diesem Glauben entspringen. Ein Eid vor einem Herzbaum ist bindend und gilt als unantastbar.
Hochzeit: Auch in den Barrowlands wird, wie überall im Norden, die Ehe zwischen Mann und Frau vor den alten Göttern geschlossen. Hierbei geben beide Heiratswilligen ihre Gelöbnisse vor mindestens fünf Zeugen ab. Üblicherweise sind vier der Zeugen die jeweiligen Eltern der Braut und des Bräutigams sowie eine Vertrauensperson, auf die sich das Brautpaar zuvor gemeinsam geeinigt hat. Diese Vertrauensperson kümmert sich bereits vor und nach der Hochzeit um alle relevanten Dinge, ihr fällt daher eine sehr wichtige Rolle zu.
Der grundsätzliche Ablauf der Vermählung entspricht den Bräuchen des Nordens. Der Bräutigam wartet bereits mit den Zeugen am Ort der Hochzeit, derjenige, der die Braut “abgibt” (üblicherweise der Vater) führt die Braut zum Bräutigam. Die Braut wird gefragt, ob sie den Mann als den ihren annehmen möchte, was diese bejaht. Daraufhin knien Braut und Bräutigam Hand in Hand nieder und senken ihre Köpfe als Zeichen ihrer Ehrerbietung.
Danach erheben sie sich zu einem Moment des stillen Gebets. Der Bräutigam nimmt der Braut den Mantel ab und legt ihr den seines Hauses um. Damit nimmt er sie in seinen Haushalt auf. Danach - je nach Konstitution des Mannes - trägt oder führt er sie zum Festessen.
Mit der Hochzeit gibt die Frau ihren Namen und ihre Zugehörigkeit zum Elternhaus auf und verliert damit auch jegliches Erbrecht an dessen Besitztümern und Titeln. Sie wird vollständig in das Haus ihres Ehemannes aufgenommen und ihre Loyalität gilt fortan nur noch diesem neuen Familienbund.
Betten: Das Betten (Bedding) ist ein derber Hochzeitsbrauch in Westeros, der sich am Ende des Hochzeitsfestes ereignet. Der Brauch besteht darin, dass die frisch Getrauten ins Schlafgemach gebracht werden, um dort die Ehe zu vollziehen. Die Braut wird dabei von den Männern getragen, und der Bräutigam von den weiblichen Hochzeitsgästen. Die Träger ziehen dabei das Brautpaar aus und erzählen für gewöhnlich unsittliche Witze darüber, was den Eheleuten im Hochzeitsbett bevorstehe. Erst im Hochzeitsgemach werden die beiden frisch Getrauten wieder sich selbst überlassen, allerdings bleiben einige Gäste vor der Tür
und feuern von draußen das Treiben drinnen an. Es ist in den Barrowlands nicht üblich, dass Zeugen im Raum selbst sind, während die Ehe vollzogen wird.
Das Recht der ersten Nacht ist auch in den Barrowlands illegal.
Scheidung: Die Scheidung einer Ehe ist eine sehr unübliche Sache in ganz Westeros, so auch in den Barrowlands. Solange nicht einer der beiden Ehepartner verstirbt, gilt die Ehe als gültig. Eine Trennung ist nicht vorgesehen.
Selbst nach dem Tod des Ehemanns bleibt die Witwe für gewöhnlich Teil des Hauses ihres verstorbenen Gatten und kehrt nicht in ihr ursprüngliches Elternhaus zurück oder nimmt diesen Namen wieder an. Ihre Loyalität und ihr Status bleiben dauerhaft mit der Familie ihres Ehemanns verbunden, es sei denn, sie heiratet erneut.
Die Möglichkeit, dass sich die Braut den schweigenden Schwestern anschließt um eine Ehe zu beenden ist in den Barrowlands unüblich und - soweit bekannt - noch nie vorgekommen.
Weitere Bräuche und Rituale
Erbrecht: Grundsätzlich erbt immer der erstgeborene Sohn, sofern der Verstorbene nicht etwas anderes in seinem Testament verfügt hat. Oftmals gab es schon Konflikte, da ein Lord verfügt hat, dass sein Bruder oder der zweitgeborene erben soll. Ob dieser Wunsch dann respektiert und durchgesetzt wird steht auf einem anderen Blatt.
Sollte ein Lord keine Söhne gezeugt haben (oder aus anderen Gründen keine Söhne haben), so kann das Erbe durchaus an eine andere Linie des Lords übergehen, z.B. den Bruder. Es gibt hier keine wirklich festgelegten Regeln und im Zweifel müssen die Maester über ein ungeklärtes Erbe entscheiden. Letztendlich ist nahezu alles denkbar, selbst das die Lady eines Hauses dieses erbt.
Rechtsprechung durch das Schwert: Im Norden werden Urteile häufig öffentlich vollstreckt, wobei die Ausführung traditionell dem Hausherrn oder Lehnsherrn obliegt. Dies ist kein Zufall oder eine Frage der Bequemlichkeit, sondern ein tief verwurzelter kultureller und rechtlicher Brauch.
Es gibt keinen Henker im eigentlichen Sinne; das Recht zu richten und das Todesurteil zu vollstrecken, liegt beim Urteilssprecher selbst. Es ist ein Zeichen der Stärke und der moralischen Integrität des Herrschers, sich dieser schwierigen Pflicht nicht zu entziehen und sie nicht an einen Untergebenen zu delegieren.
Blutige Eide & Schwüre: Im Norden ist der Blutschwur ein tief bedeutsamer Akt. Er besiegelt wichtige Bündnisse und Familienpakte, oft durch das Vergießen oder Trinken von Blut, was eine unauflösliche Verbindung symbolisiert. Ein Bruch des Schwurs gilt als Fluch und führt zu schwerwiegenden sozialen und übernatürlichen Konsequenzen. Daher wird er nur in Ausnahmefällen und mit größter Überlegung eingegangen, als Zeugnis höchster Verpflichtung in diesen Gesellschaften.
Wargen & grüne Seher (altnordische Mythologie): Im Norden ranken sich geheimnisvolle Legenden um die sogenannten Warge. Dies sind Menschen, die die außergewöhnliche und seltene Fähigkeit besitzen, ihren Geist in Tiere zu „projizieren“ und deren Körper und Sinne zu kontrollieren. Diese tiefe Verbindung zur Natur ermöglicht es ihnen, die Welt mit den Augen und Ohren ihrer tierischen Begleiter zu erleben.
Ebenso gab es in früheren Zeiten die mächtigen Grünseher. Diese mystischen Individuen waren eng mit den uralten Weirwood-Bäumen verbunden und konnten durch deren rotes „Auge“ Visionen von der Vergangenheit und der Zukunft empfangen. Ihre Prophezeiungen und Einblicke galten als unschätzbar wertvoll für die Führung der nördlichen Häuser.
In der Neuzeit sind diese beeindruckenden Fähigkeiten jedoch weitgehend in Vergessenheit geraten. Sie werden nur noch hinter vorgehaltener Hand besprochen und oft als bloße Märchen oder Aberglauben abgetan. Dennoch halten einige wenige Familien, wie das Haus Stark, das Wissen um diese alten Kräfte geheim, möglicherweise in der Hoffnung, dass sie in Zeiten großer Not wiederbelebt werden könnten.